Geschichte


Das Buchistöckli  –  Geschichte einer vielseitigen Verwendung


Das Buchistöckli wurde, vermutlich im 16. Jahrhundert, als Waschhaus und zur Herstellung von Buchenholzasche erbaut. Beim Verbrennen von reinen Buchenscheitern – daher auch der Name „Buchistöckli“ – entstand eine hellgrau-weisse Asche, welche mit Wasser vermischt zu einer Lauge angerührt wurde. Der aufgekochte Sud brauchte man als Waschmittel. Zum Bleichen wurden die Wäschestücke an der Sonne getrocknet.

Waschbottich mit Aschentuchjpg  Weissenried bei Bützberg, Bauchofen: Waschbottich mit Aschentuch

Peter Sommer (1926 – 1999), Kulturhistoriker, hat in seinem 1982 erschienen Buch „Kleingewerbe im Alten Bern“ das Bauchen auf bernische Art folgendermassen geschildert. Er zitiert Paul Wyss (1875 – 1952), Kunstgewerbelehrer, zu obiger Zeichnung: „Über die im grossen Holzbottich [ovale Stande] eingelegten Wäschestücke wird das Aschentuch ausgebreitet. Auf dieses kommt eine Lage Stroh, die mit Buchenholzasche bedeckt wird. Kochendes Wasser wird darüber geschöpft, fliesst unten durch den Holzhahn wieder ins [tiefer gelegene] Buchkessi [über der Feuergrube] zurück, wird wieder über die Asche geschöpft, und der Kreislauf wird stundenlang unterhalten, bis schliesslich das Wasser beim Ausfliessen aus dem Hahnen immer noch siedend heiss ist. Die Wäsche ist alsdann von der Aschenlauge völlig durchdrungen, der Schmutz aufgelöst, und blendend reine Wäsche – der Stolz der Bäuerin – wird das Ergebnis des langen und mühsamen Arbeitsganges sein.“

Mit der Herstellung der modernen Waschmittel um 1800 verschwand die Buchenholz-Verbrennung – geblieben ist jedoch der Name „Buchistöckli".  

1822 – In den Lagerbüchern des Amtes Wangen (Vorgänger der Gebäudeversicherungsprotokolle, aufbewahrt im Staatsarchiv Bern) ist folgender Eintrag zum Buchistöckli gefunden worden:
Eigentümerin: Gemeinde Oberbipp.
Beschreibung des Hauses: Stein, Holz und Ziegel. Länge: 30 Schuh (entspricht rund 9,5 Metern), Breite:18 Schuh (entspricht rund 5,75 Metern).
Bestimmung: Waschhaus mit Schaal (Schlachtlokal) und Wohnung.
Schätzung: 1'200.- Franken (zum Vergleich: Pfarrhaus und Schulhaus Oberbipp wurden auf je 5'000.- Franken geschätzt und waren somit die Spitzenreiter der brandversicherten Gebäude in Oberbipp).

Nach einem Brand wurde das Buchistöckli 1823 wieder aufgebaut. Im Erdgeschoss befanden sich ein Wasch- und ein Schlachtlokal, im Obergeschoss ein Versammlungs- und Unterrichtslokal.

Im Ausscheidungsvertrag zwischen der Einwohner- und der Burgergemeinde von 1837 wurde das Buchistöckli zunächst der Burgergemeinde zugewiesen. 1892 ging es dann gemäss einer Verfügung des Regierungsrates an die Einwohnergemeinde über.

Das Obergeschoss bewohnte während des Zweiten Weltkriegs und bis 1957 eine siebenköpfige Familie als Wohnung. Das Schlachtlokal diente der Viehversicherungskasse der Oberbipper Landwirte als Notschlachtraum. An Samstagen benutzte es zudem ein Niederbipper Metzger bis etwa 1971 als Verkaufsstelle für Fleischwaren. Das Waschlokal wurde in eine Militärküche umgebaut. Nach einer Modernisierung war diese Militärküche noch bis in die 1980er-Jahre für Truppenverlegungen in Betrieb.

Seit 1976 wird das Buchistöckli durch den Verein POLO verwaltet und für Ausstellungen und andere Aktivitäten genutzt.

Von 2009 bis 2015 wird durch den Verein POLO in unzähligen Stunden Fronarbeit, sowie unter finanzieller Hilfe der Einwohnergemeinde und von zahlreichen Spenderinnen und Spendern, eine umfassende Innen- und Aussen-Renovierung mit einer nördlichen Erweiterung realisiert. Eine Dia-Show dazu, welche die Realisierungsschritte aufzeigt, finden Sie im Video "Dok Buchistöckli" weiter unten auf dieser Seite.

Mit dem Buchistöcklifest vom 29. bis 31. Mai 2015 wurde der Bauabschluss gebührend gefeiert. Einen kurzen Bericht dazu finden Sie in der Rubrik Buchistöcklifest.


Quellen:
- Gemeindechronik 2007 „Oberbipp und seine Geschichte“
- Hans U. Brunner-Bürki
- Bernhard Känzig-Rastorfer

 

Video Baudokumentation


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